Missionsreise #3: Anleitung zum Bäume Pflanzen und Kinder Erziehen

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg Sünder noch sitzt, da die Spötter sitzen, sondern hat Lust zum Gesetz des HERRN und redet von seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht; und was er macht, das gerät wohl. (Ps 1,1-3)

Lieber Leser, diese Worte aus dem ersten Psalm habe ich ganz bewusst an den Anfang dieses Blogeintrags gesetzt. Er vergleicht einen gerechten Menschen mit einem Baum, der an Wasserbäche gepflanzt wurde. Ich glaube, dass in diesem Bild eine tiefe geistliche Wahrheit steckt. Damit ein Mensch gute Frucht bringen kann (Jh 15,16), muss er „richtig gepflanzt“ werden. Er braucht genügend Wasser, das ist ein Bild für den heiligen Geist. Und es gibt noch weitere Faktoren, die für das Wachstum eines Baumes wichtig sind. Von allem Wissen ist die Erkenntnis, wie man ein Mensch werden kann, der „Lust zum Gesetz des Herrn“ hat und „redet von seinem Gesetz Tag und Nacht“, das wichtigste und wertvollste. Ich hoffe und bete, dass dir dieser Eintrag ein paar Impulse gibt, die dabei helfen, zu einem immergrünen Baum heranzuwachsen und deine Kinder und Nächsten in gleicher Weise zu pflanzen und zu unterrichten.

Neues aus Concord

Dass ich erst jetzt dazu komme einen neuen Blog-Beitrag zu schreiben, liegt nicht daran, dass es in letzter Zeit wenig zu berichten gegeben hätte — ganz im Gegenteil: Es war so viel los, dass ich in den vergangenen Wocheneinfach nicht dazu gekommen bin, die Erfahrungen aufzuschreiben. 

Das größte Projekt war das Pflanzen von 17 Obstbäumen und 30 Beerensträuchern. Wir haben uns dabei nach der Methode von Ellen White gerichtet, die verhältnismäßig aufwändig (aber auch sehr vielversprechend!) ist. Da ich mir vorstellen kann, dass sich einige von euch für diese Methode des Obstbaumpflanzens interessieren, werde ich dazu etwas ins Detail gehen.  Zuvor möchte ich allerdings ein paar der vielen Dinge erwähnen, die ich in den letzten Wochen hier erlebt habe.

Gemeinde

Am Sabbat auf Jerrys und Sees Grundstück

Unsere Gemeinde ist, soweit ich weiß, die einzige in unserer Umgebung, die nach wie vor reguläre Gottesdienste anbietet. Und jeden Sabbat darf ich erleben, welch großer  Segen es ist, dass wir uns nach wie vor versammeln. Ich schätze die Gemeinschaft sehr. Momentan haben wir keine Bibelgespräche am Nachmittag, da einige Geschwister, die sonst kommen, momentan lieber zuhause bleiben. Stattdessen gehen wir nach dem Mittagessen häufig gemeinsam in die Natur. Letzten Sabbat waren wir auf dem Grundstück, auf dem See (sprich: “Sie”), die Frau des Gemeindeleiters, aufgewachsen ist. Es ist ein riesiges Areal mit einem wunderschönen Bach, einer eigenen Quelle und vielen schönen Waldstücken. 

Gemeindegesang 🙂

Vor ein paar Wochen waren Shawn und Meghan über das Wochenende bei Matt zu Besuch. Sie betreiben eine kleine Ministry und setzen eine interessante missionarische Idee um. Shawn entwirft virtuelle Welten, die mit einer VR-Brille erkundet werden können. Er und seine Frau fahren damit auf Jahrmärkte und bieten den Menschen an einem Stand an, auf diese Art und Weise das Zelt der Begegnung, die Arche Noah,  die vorsintflutliche Welt, den herodianischen Tempel oder auch die Nebukadnezar-Statue aus Daniel 2 zu erleben. Hier ist ihre Webseite. Am Sabbat Nachmittag hat Shawn in der Gemeinde einen interessanten Vortrag über das Heiligtum gehalten (s. Bild). Die Zeugnisse, die Shawn und Meghan über ihre Missionstätigkeiten auf den Jahrmärkten gegeben haben, haben mich sehr inspiriert und mir Mut gemacht, selbst nach guten Ideen für die Mission zu suchen. 

Bruder Shawn in der hohepriesterlichen Kleidung
Selfie mit Demario Carter von Counsel of Prophesy

Außerdem habe ich Demario Carter, der den Missionsdienst “Counsel of Prophesy” leitet, kennenlernen dürfen. Er hat einen sehr spanenden Vortrag über die Chronologie der letzten Ereignisse gehalten. Gegen Ende diesen Monats wird er mit seiner Familie in die Region ziehen und wir werden ihm etwas beim Umzug helfen. Ich war mit ihm beim Besichtigungstermin für das Grundstück — es ist  wirklich traumhaft dort. Und es ist riesig (80 acres, das sind gut 32 Hektar). Es steht noch kein Haus darauf und es ist erst ein kleiner Garten angelegt, da es vom Vorbesitzer zum Jagen verwendet wurde. Ihr seht, es gibt weiterhin viel zu tun hier — wenn jemand also auf der Suche nach ähnlichen Erfahrungen ist wie hier von mir berichtet, könnt ihr euch bei Matt oder Demario melden. Hier ist jeder willkommen!

Matts Familie 

Morgenandacht im Hause Dooley bei bestem Wetter

Vor einem Monat ist Matts Frau Lori mit Hannah und Haley, den beiden Töchtern, zurückgekommen. Sie waren bei der Großmutter zu Besuch. Dadurch, dass wieder die ganze Familie das Haus bewohnt, ist ein spürbarer Segen eingekehrt. Meistens arbeiten Matt, Raul und ich draußen, während Lori und Jodi häusliche Arbeiten verrichten. Die Mädchen helfen (und spielen) mal hier und mal da und sind also häufig an der frischen Luft. 

Haley, ich und Hannah in Sabbatstimmung

Seit einiger Zeit habe ich auch einen Teil des Hausunterrichts für die Mädchen übernommen. Das macht mir sehr viel Freude und ist auch in beruflicher Hinsicht (als angehender Englischlehrer an Grundschulen) interessant. Es wird beim Schriftspracherwerb viel mehr Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Laute der Schriftzeichen gerichtet. 

Haley liest mir eine Geschichte vor

Das Essen ist sehr adventistisch, also lecker. 🙂 Lori legt viel Wert auf die Richtlinien, nach denen sich die Adventpioniere und Ellen White in Bezug auf Ernährung gerichtet haben: Viel Getreide und Obst, ebenso Gemüse und für die Fette Nüsse oder Kerne. Ich musste mich nicht groß an den Speiseplan gewöhnen, da wir bei mir zuhause ähnliche Essgewohnheiten haben. Wenn du dich für dieses Thema interessierst, kann ich dir sehr das Buch „In den Fußspuren des großen Arztes“ (s. hier) empfehlen. Die Kapitel 23 bis 27 gehen spezifisch auf Ernährung ein, ich würde aber empfehlen, das Buch von vorne anzufangen zu lesen. 

Uni

Auch im Bereich meiner Ausbildung darf ich erleben, wie Gott gerade meinen Kelch zum überlaufen füllt. Es war eine wichtige vorbereitende Veranstaltung in den Semesterferien für mein Praktikum im Englischunterricht an einer Grundschule vorgesehen. Hätte ich von dieser Veranstaltung gewusst, hätte ich meine Reise nach Amerika nicht geplant. Aber ich habe davon erst erfahren, nachdem der Flug schon gebucht war. Das war ein etwas herausfordernder Moment, aber ich habe mich entschieden, im Glauben voranzuschreiten und die Sache Gott zu überlassen. Jetzt wurde wegen der Corona-Geschichte nicht nur das vorbereitende Blockseminar ins Internet verlegt, sondern der gesamte Universitätsbetrieb! Ich kann also online von Arkansas aus alle nötigen Dinge in Erfahrung bringen und auch an Online-Konferenzen teilnehmen. 

Als ich dann erfahren habe, dass mein Rückflug gestrichen wurde, war ich für eine kurze Zeit ratlos; nach einigem Recherchieren fanden wir aber einen einigermaßen erschwinglichen Rückflug, der eine Woche später stattfindet. Ich darf also noch eine weitere Woche in Amerika bleiben und kann noch beim Umzug von Demario und seiner Familie helfen, nebenbei einen anderen Bundesstaat (Kansas) kennenlernen und mich dabei auch für meine Kurse an der Uni auf dem Laufenden halten. Wenn ich die Ereignisse Revue passieren lasse und bedenke, wie eins zum Anderen geführt hat, kann ich nicht anders, als innerlich zu jubeln und Gott die Ehre zu geben. „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.“ (Rö 8,28)

Arkansas 

Private Badestelle 😉

Es ist deutlich wärmer in Arkansas als bei uns. Es hatte schon bis zu 31 Grad. Ich bin also zu einer Zeit hierher gekommen, in der es hier sehr angenehm und schön ist. Als ich angekommen bin, waren die Laubbäume noch kahl, jetzt ist alles dicht bewachsen und die weiten Ebenen hier strotzen nur so vor Leben. 

Etwa eine Meile unterhalb von Matts Grundstück fließt ein kleiner Fluss (s. Bild). Ich gehe dort häufig nach einem heißen Tag eine Runde schwimmen. 

Es ist solch ein Segen, mehr im Einklang mit der Natur zu leben! Als Shawn und Meghan gekommen sind, bin ich auf die Veranda ins Zelt ausgewichen. Seitdem schlafe ich draußen und genieße förmlich die frische Luft, die ersten Sonnenstrahlen am Morgen die Geräusche von Grillen, Fröschen, Vögeln, Cicadas und manchmal auch Kojoten.    

Morgenstimmung in Concord #1
Morgenstimmung in Concord #2
Abendstimmung in Concord mit Fledermaus
Vögelgezwitscher am Morgen
Haley und ich baden im Wind

Typisch für Arkansas ist der hohe Stellenwert der persönlichen Freiheit und Unabhängigkeit. In Amerika, besonders in den Südstaaten, sind die Menschen Reglementierungen und Einschränkungen gegenüber sehr kritisch eingestellt. Das mag hier und da auch kuriose Züge annehmen, ist aber grundsätzlich ein Vermächtnis der amerikanischen Gründerväter. Benjamin Franklin sagte: „Wer ein bisschen von seiner grundsätzlichen Freiheit aufgibt, um ein bisschen Sicherheit hinzuzugewinnen, verdient keines und verliert beides.“ Eine weitere Aussage dazu aus biblischer Perspektive: „Hier [Off 13,11] finden wir das bemerkenswerte Symbol des Auf- und Emporkommens unserer eigenen Nation. Und die lammähnlichen  Hörner, ein Symbole für Unschuld und Sanftheit, beschreiben treffend das Wesen unserer Regierung, wie sie durch ihre zwei Grundprinzipien Ausdruck findet: Republikanismus und Protestantismus“ {4Sp 277.1}. Ein kleiner (und spaßiger) Einblick in die amerikanische Freiheit wurde mir gewährt, als Bruder Jerry uns zum Heu holen auf seinem Pickup-Truck mitgenommen hat — besser als jedes Cabrio!

Allen und Theresa

Letzten Sonntag war ich bei Bruder Allen und seiner Frau Theresa. Mittags waren wir bei Allens Mutter Agnes zum Mittagessen eingeladen. Damit hat Gott tatsächlich eins meiner Gebetsanliegen, das ich Ihm seit meinem zweiten Sabbat hier in Concord beständig vorgelegt hatte, erhört. Ich konnte mich also wirklich persönlich bei ihr für den Vinschgauer Fladen bedanken. 🙂 Es gab eine sehr leckere Gemüsesuppe mit selbstgebackenem Maisbrot zu Mittagessen und am Nachmittag noch Funnel Cake (Teig wird durch einen Trichter in heißes Öl gegeben und frittiert). Wir haben es zusammen mit Erdbeeren und Cranberries gegessen. Hmmm… 

Neben Agnes durfte ich ihren Mann Bobby und Allens Stiefschwester Britney kennenlernen. Es war auch eine sehr bereichernde Erfahrung, bei einer weiteren amerikanischen Familie eingeladen zu sein (während Agnes’ Herkunft auch einige europäische Elemente mit sich bringt). Ich darf immer wieder erleben, wie freundlich die Menschen hier sind. 

Selfie mit Allens Familie 🙂

Agnes kommt ursprünglich aus Aldein, das ist eine Ortschaft in Südtirol, die am Fuße des Schwarzhorns und des Weißhorns liegt. Sie hat mir einige wunderschöne Bilder ihrer Heimat gezeigt, zu denen ich als Sohn einer Österreicherin ebenfalls einen Bezug habe. Ich kenne das Gefühl, wenn man auf einen Berg steigt und vor Glück jubeln könnte. Ehrlich gesagt gibt es keinen anderen Ort, der für mich mit solchen Glücksgefühlen verbunden ist. Genau das hat Agnes mir auch gesagt. Es wirkt auf sie so, als wäre man in den Bergen Gott besonders nah. Da ist sicherlich etwas dran: Auch Jesus stieg auf einen Berg, als er von seinem Vater verherrlicht wurde (s. Lk 9,28-36), er ging in die Berge, wenn er beten und Gott nah sein wollte (s. Mt 14,23, Mk 3,13, Lk 6,12, Jh 6,15) und er wurde von einem Berg aus in den Himmel entrückt (Mt 28,16ff). Und als wir uns so darüber austauschten, wie glücklich wir sind, wenn wir in den Bergen sind, sagte Agnes, dass ihr in diesen Momenten immer das Lied „How Great thou art“ („Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte“, Internationales Gesangbuch Nr. 3) durch den Kopf ginge. Dann schlug sie vor, das Lied gemeinsam zu singen. Es war so ein erhebender Moment als wir mit Allen und Theresa im Wohnzimmer standen und sangen: „When through the woods and forest glades I wander, and hear the brids sing sweetly in the trees, when I look down from from lofty mountain grandeur, and hear the brook and feel the gently breeze, thens sings my soul, my Saviour God to Thee: How Great thou art, how Great thou art!“. Diesen Moment werde ich mein Leben nicht vergessen.

Selfie mit Bruder Allen

Ich habe auch mit Bruder Allen einige Zeit draußen verbracht. Allen ist Förster und kennt sich gut mit Pflanzen und Tieren aus. Wenn man mit ihm durch den Wald geht, sagt er immer wieder „Die Blätter kann man Essen, probier mal!“, oder „Hörst du diesen Vogel? Das ist ein … .“ Ich finde es sehr bewundernswert, wenn man sich so gut mit der heimischen Flora und Fauna auskennt. Es fallen ihm so viele kleine Details ins Auge, die ich überhaupt nicht wahrnehme. Er hat auch auf dem Grundstück seiner Mutter als Junge einige Bäume gepflanzt, die mittlerweile riesig sind. Abends hat er einen riesigen Pilz gebraten, den er im Wald gefunden hat. Es war ein Majtake und er hat hervorragend geschmeckt. 🙂

Abends um 7 Uhr (ich habe bei Allen und Theresa übernachtet) haben wir noch gemeinsam „Aunt Dorothy“ angerufen. Sie ist die 94 Jahre alte Tante von Theresa, die mittlerweile kaum mehr sehen kann. Allen und Theresa rufen sie daher jeden Abend um 19 Uhr an, lesen ihr ein Kapitel aus der Bibel vor und tauschen Gedanken mit ihr aus. Sie sind mittlerweile bei 4. Mose 11 angelangt — ein sehr spannendes Kapitel! Während der Großteil des Volkes gegen Gott murrte und statt dem himmlischen Manna lieber Fleisch essen wollte, gab es siebzig Älteste im Volk, die den heiligen Geist erhielten. Wie Bruder Allen herausstellte gibt es hier eine interessante Parallele zum Pfingstereignis (Apg 2). Während ein Großteil des Volkes sein Herz verhärtete und gegen das Himmelsbrot (ein Bild für Christus, siehe Jh 6,51) rebellierte, gab es eine kleine Minderheit im Volk Gottes, die, ausgerüstet mit dem Geist Gottes, den Mittler des Bundes (Christus) bei seinem Werk unterstützen durfte.  Auch „Aunt Dorothy“ war sehr angetan von dem Kapitel. Es für mich sehr inspirierend, eine so alte Dame kennenzulernen, die für Jesus brennt. Sie sprühte vor Lobpreis und Danksagung, als wir gemeinsam die Bibel lasen, und sagte mir, dass sie für mich beten wird und auch ich für sie beten solle. 

Die Zeit bei Allen und Theresa war ein besonderer Segen für mich. Sie haben vor einigen Jahren ihre Baptistengemeinde verlassen, um den Sabbat zu halten. Man merkt beiden an, dass sie vom Geist Gottes geführt werden und dem Lamm Gottes folgen, wohin immer es geht. 

5 Kommentare zu „Missionsreise #3: Anleitung zum Bäume Pflanzen und Kinder Erziehen

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