Wie lange sollte die Andacht dauern?

Man macht andacht in der Natur

Die persönliche Andacht sollte die schönste Zeit am Tag sein. Aber viele Christen haben bei der Andacht Probleme. Sie finden keine klaren Gedanken, sind abgelenkt, fühlen sich nicht ermutigt. Das hat auch mit einer falschen Herangehensweise an die persönliche Andachtszeit zu tun. Wie lange sollte die Andacht dauern?

Wie Jesus seine Andachten gestaltete

Die Andachten von Jesus waren lang. Sehr lang. Ganze Nächte hat er gebetet, ohne zu schlafen (Lk 6,12). Er hat sich in der Natur aufgehalten und mit seinem Vater gesprochen. Das nehmen sich Christen als Vorbild – mit Recht.
☞ Video: Wie hat Jesus gebetet?

Aber oft, und hier spreche ich aus eigener Erfahrung, enden alle guten Vorsätze in einer kläglichen Erfahrung. Man zieht die Andacht in die Länge, weil man weiß, dass dies gut und richtig ist. Aber die geistliche Erfrischung scheint auszubleiben. „Was mache ich falsch?“, schießt einem dann durch den Kopf. Man ärgert sich über seine eigene ungeistliche Haltung, kann den Segen Gottes aber nicht erzwingen.

Andacht ist Mahlzeit

Ein Gedanke, der mir diesbezüglich als sehr hilfreich erschien, habe ich neulich in einem Vlog von Steve Winn gehört. Er vergleicht die Andacht mit einer Mahlzeit und sagt: Wenn ich satt bin, stehe ich auf. Nicht vorher, aber ich bleibe auch nicht sitzen, wenn ich schon satt bin. Und mit „satt sein“ ist schlicht ein neuer Gedanke gemeint, den man in den Tag mitnehmen kann.

Also: Wie lange soll ich Andacht machen? Andachten können sehr kurz sein. Das ist in Ordnung. Manchmal können sie auch lang dauern. Man sollte hier flexibel sein und sich auf die Führung Gottes verlassen. Man muss genügend Zeit mitbringen, aber auch bereit sein, sich schon früher weltlichen Arbeiten zuzuwenden, als gedacht. Das ist keine Sünde. „Und er heißt mich geh’n und ich solls versteh’n, er all mein sehnen stillet“ heißt es in dem wunderschönen Lied „In dem Garten“, das von der persönlichen Andacht handelt.

Die Andacht hört nicht auf

Es ist nämlich so: Wenn man sich der täglichen Arbeit zuwendet, sollte das persönliche Gespräch mit Jesus nicht enden. Andachtskiller Nummer 1 sind weltlich motivierte Aktivitäten vor oder nach der Andacht. Wenn wir unsere Gedanken außerhalb der Andachtszeit an weltliche Dingen hängen, wie sollen sie sich plötzlich während der Andachtszeit an Jesus hängen? Wenn wir auch während unseren täglichen Aufgaben immer wieder an ihn denken, mit ihm reden, über seine Worte nachdenken – dann wird auch unsere Andachtszeit ganz automatisch länger und inniger.

Fazit

Frau mit Bibel bei der Andacht und beim Gebet

Wir können unsere Andacht nicht verbessern, indem wir während der Andachtszeit Bußübungen machen und die Zeit mit Bibel und Gebet künstlich in die länge ziehen. Unsere Andachtszeit wird wertvoller, wenn wir ungeistlichen Gedanken und Aktivitäten keinen Raum in unserem Leben geben. Gott gibt uns jeden Morgen wieder aufs Neue die Chance, ihm das Kostbarste unserer Gedanken und Gefühle zu schenken. Wir können nicht plötzlich während unserer Andachtszeit zu geistlichen Menschen transformieren. Genauso wenig können wir weltliche Einflüsse aus unserem Leben beseitigen, wenn wir Gott nicht die erste und beste Zeit des Tages widmen. Nicht als lange Bußübung, sondern als aufrichtiges Zeichen der eigenen Hingabe.

Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und der Seele, die nach ihm fragt. Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen.

Klagelieder 3,22-26

Mattis Fichte

Kommentar verfassen