Bitten

Das Gedicht „Bitten“ wurde von Christian Fürchtegott Gellert zur Melodie des alten protestantischen Liedes „Es ist das Heil uns kommen her“ geschrieben.

Gott, deine Güte reicht so weit,
So weit die Wolken gehen;
Du krönst uns mit Barmherzigkeit,
Und eilst, uns beizustehen.
Herr, meine Burg, mein Fels, mein Hort,
Vernimm mein Flehn, merk’ auf mein Wort;
Denn ich will vor dir beten!

    Ich bitte nicht um Überfluß
Und Schätze dieser Erden.
Laß mir, soviel ich haben muß,
Nach deiner Gnade werden.
Gib mir nur Weisheit und Verstand,
Dich, Gott, und den, den du gesandt,
Und mich selbst zu erkennen.

    Ich bitte nicht um Ehr’ und Ruhm,
So sehr sie Menschen rühren;
Des guten Namens Eigentum
Laß mich nur nicht verlieren.
Mein wahrer Ruhm sei meine Pflicht,
Der Ruhm vor deinem Angesicht,
Und frommer Freunde Liebe.

    So bitt’ ich dich, Herr Zebaoth,
Auch nicht um langes Leben.
Im Glücke Demut, Mut in Not,
Das wollest du mir geben.
In deiner Hand steht meine Zeit;
Laß du mich nur Barmherzigkeit
Vor dir im Tode finden.

Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Salz der Erde

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen