Alles, was mein ist, ist dein

29 Da antwortete er dem Vater: ›Du weißt: schon so viele Jahre diene ich dir und habe noch nie ein Gebot von dir übertreten; doch mir hast du noch nie auch nur ein Böcklein gegeben, daß ich mit meinen Freunden ein fröhliches Mahl hätte halten können. 30 Nun aber dieser dein Sohn heimgekehrt ist, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du ihm das Mastkalb schlachten lassen!‹ 31 Er aber erwiderte ihm: ›Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein.

Lukas 15,29-31

Ist es nicht ungerecht, dass der Vater dem ungehorsamen Sohn ein Mastkalb schlachtet, während er seinem gehorsamen Sohn nie auch nur ein Böcklein gegeben hat? Warum durfte der gehorsame Sohn nie ein Fest mit seinen Freunden feiern?

Die Antwort ist, dass er es immer hätte tun dürfen. Sein Vater sagt zu ihm: „Alles, was mein ist, ist dein“. Doch anstatt sich im Haus seines Vaters wie ein Sohn zu verhalten, verhielt sich dieser Mann jahrelang wie ein Knecht, der sich durch Gehorsam sein Erbe verdienen muss. Wie tragisch! All die Jahre führte er ein mühsames und entbehrliches Leben, um sich etwas zu verdienen, was schon lang ihm gehörte.

Wir müssen lernen, uns in Gottes Haus wie Söhne zu benehmen. Oft wünschen wir uns etwas, und vielleicht beten wir auch darum – aber Gott gibt es uns nicht. Warum? Weil wir es uns nehmen dürften. Wir könnten es im Glauben einfach greifen.

Natürlich geht es hier nicht um selbstsüchtige Wünsche. Es geht in diesem Gleichnis um den Besitz des Vaters. Zu den Tieren seiner Herde gehören: „Liebe, Freude, Friede Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit(Gal 5,22).

All das können wir nicht durch Gehorsam erlangen, es kann uns nur durch Glauben verliehen werden. Es ist die Frucht des Heiligen Geistes. Wir erlernen diese wünschenswerte Gesinnung nicht, sie wird in uns erschaffen. Sie ist ein Geschenk.

Zwei große Irrtümer behindern unsere Heiligung:

  1. Wir versuchen sie durch unseren Gehorsam zu bewirken.
  2. Wir verstehen zwar, dass sie von Gott kommen muss, glauben aber nicht, dass er sie bewirkt, sobald wir darum bitten.

Gott gibt uns die Herzensreinheit, die wir begehren (Mat 7,7). Lasst uns sie nicht erarbeiten wollen, auch nicht auf sie warten, sondern sie im Glauben greifen und darin unsere „Seelen durch Gehorsam gegen die Wahrheit zu ungeheuchelter Bruderliebe reinigen(1. Pet 1,22). Dann wird es uns nicht passieren, dass wir missmutig werden, wenn ein Bruder, der uns unrecht getan hat, vom Vater in eine Stellung über uns gesetzt wird. Wir werden ihn lieben, während er uns hintergeht und auch, wenn er wieder ins Haus des Vaters zurückkehrt.

MF. 3.2.2023

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