Rezension: „Der Sohn“ von Ty Gibson

Diese Rezension von Ty Gibsons Buch „Der Sohn“ stammt von Dr. Ingo Sorke, adventistischer Prediger und Theologe. Sie wird von ihm immer wieder aktualisiert. Die PDF-Datei der neusten Fassung kann auf seiner Webseite abgerufen werden: https://www.ingosorke.com/deutsch/dreieinigkeit/

Ty Gibson. Der Sohn. Gottes Bund Mit Den Menschen. Lüneburg: Advent Verlag, 2018. Zitate des Buches sind mit Seitenzahlen vermerkt und für die einfache Verfolgung der Rezension fett gedruckt. Also bedeutet Fettdruck Ty Gibson (TG), und einfacher Druck meine Anmerkungen. IS _______________________________________________________________________ 

Einführende Gedanken

Besprechung der Rezension von Ty Gibsons “Der Sohn” (Youtube hier)

2018 erhielt ich das Dokument dieses Buches noch vor Publikation. Ich fing an zu lesen und schickte dem Sender (nicht der Autor) meine ersten Korrekturen; aber mir wurde gesagt, es sei schon auf dem Weg zum Druck, zur Veröffentlichung. Schnell erkannte ich die theologischen Probleme und legte es frustriert zur Seite. Es war nämlich genau zu der Zeit, zu der ich meine Anstellung verlor. Schwierige Zeiten, auch und vor allem emotional. Ich wollte nicht weiterlesen. Ich glaube nicht, daß Tys Buch mich überzeugt hätte, obwohl es scheinbar überzeugende Argumente für die Dreieinigkeit darbringt.

Aber endlich – mit 4 Jahren Verspätung (und viel mehr Reflektion und Recherche) habe ich mich daran gemacht, Ty Gibsons Der Sohn gründlich zu studieren. Erst habe ich die englische Originalausgabe gelesen (Kindle Version), und dann nochmals die deutsche Übersetzung. Hier meine Gedanken, Überlegungen, Beobachtungen, Bemerkungen, und Anliegen.

Summa summarum geht es Ty Gibson um dreierlei (!): Erstens die Bedeutung von Sohn Gottes im Kontext des Bundes, zweitens die Prolepse, also vorausschauende Formulierungen, die aber erst später wirklich Realität wurden. Drittens das Konzept der Liebe als Grundlage der Existenz Gottes als drei Teile – die nichtreduzierbare Quantität jeglicher authentischer Beziehung.

Der Sohn Gottes war vor der Menschwerdung Gott, aber nicht der Sohn Gottes; dies wurde er erst, als er Mensch wurde, und zwar für einen bestimmten Zweck: Er kam, um genau dort zu siegen, wo Adam als erster Sohn Gottes fiel, sündigte. Jesus ist demnach der neue, sozusagen erfolgreiche Sohn Gottes. Jegliche Formulierungen von Jesus als Sohn Gottes vor der Inkarnation müssen proleptisch, also vorausblickend gelesen werden, und sind theologische Umschreibung, nicht reale Beschreibung der Identität Jesu Christi.

Meine Rezension ist nicht nur Kritik. Ich habe viel Konstruktives gelernt. Die Beschreibung des Bundes ist eine schöne Ausarbeitung des Evangeliums. Ty Gibson ist ein begabter Autor, der ergreifend, begeisternd, und einladend schreibt. Gerade deswegen ist die Stille zum Großen Kampf in der Ewigkeit und das Auslassen wichtiger Texte so enttäuschend, und auch verwunderlich – ein zentraler Aspekt adventistischer Theologie wird einem großen Pinselstrich übergangen. Auch das Zeugnis von Ellen White wird komplett ignoriert. Natürlich kann ein Buch über den Sohn Gottes auch ohne Ellen White geschrieben werden. Aber wichtige Komponenten und Perspektiven hätten integriert werden sollen und müssen.

Die Frage stellt sich berechtigterweise: Warum soviel Seiten – u. Zeitaufwand für ein Buch, das so viele eigenartige Fehler enthält? Um Trinitariern zu zeigen, daß wir aufmerksam zuhören, ihr Material im Detail berücksichtigen und verarbeiten, und sie grundsätzlich verstehen möchten. Ein Tatbestand, der umgekehrt bedauerlicherweise häufig nicht der Fall ist. Wir werden schlicht als verrückt, verblendet, verführt dargestellt; Abtrünnige, die von Bibel, Evangelium, Sohnschaft, Liebe keine Ahnung haben. Traurig. 

Einleitung

S. 6 “Töchter Evas, nach allem, was ihr durchgemacht habt, sollt ihr wissen, dass ich bei jedem Satz dieses Buches an euch gedacht habe.”

Einleitung: Kinder Wissen Mehr

S. 8-9: “Der weiblichen Leserschaft möchte ich deshalb versichern, dass alles, was auf dieser Entdeckungsreise in Bezug auf Söhne gesagt wird, auch für Töchter gilt. . . . Männer wie Frauen gehören zur Braut Christi, und Frauen wie Männer sind in die Sohnschaft Christi eingeschlossen.”

Interessanter Einführungsgedanke in einem Buch, daß sich auf Jesus als Sohn Gottes bezieht. Ist die Sohnschaft Jesu Christi genderlos?

Ty Gibsons Sohn: “Wenn wir geschaffen wurden, dann war Gott doch früher allein. Aber wie kann er da lieb gewesen sein, wenn niemand da war, den er lieb haben konnte? Vielleicht war Gott gar nie allein.”

Zum einen war Gott bei der Schöpfung nicht allein; zum anderen ist dies ein menschliches Argument. Wie Gott Liebe in der Ewigkeit war können wir Ihm ohne Sorge überlassen! Ty wird auf diesen Aspekt noch in einem Kapitel direkt eingehen.

S. 10: “Der Sohn Gottes kann nicht Gott in derselben ewigen Bedeutung sein wie Gott der Vater, denken wir, sonst würde er nicht Sohn genannt werden.”

Genau. Als Sohn könnte er zumindest einen Anfang gehabt haben. Da er aber nicht geschaffen, sondern geboren wurde, ist die Natur Christi 100% göttlich – also der Sohn Gottes. Spekulieren darüber müssen wir nicht, vor allem, weil es sich um den “Zeitraum” der Ewigkeit handelt; wir können diese Realität einfach so stehenlassen. 

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