Folgender Artikel von Alonzo T. Jones wurde an dem 28. Januar 1895 in „The Signs of the Times“ veröffentlicht. Die Übersetzung kommt von Stephan Weigel.
Das ungläubige Israel, welches die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt, nicht besaß und daher das große Opfer, das der himmlische Vater gebracht hat, nicht zu schätzen wußte, suchte die Gerechtigkeit aufgrund des Opfers selbst und wegen des Verdienstes der Darbringung des Opfers.
So wurde jede Form des Gottesdienstes und alles, was GOTT als Ausdrucksmittel für einen lebendigen Glauben bestimmt hatte, pervertiert, konnte sie doch keine wirkliche Bedeutung haben als [allein] durch die lebendige Gegenwart und Kraft Christi selbst im Leben. Aber selbst das war nicht alles. Denn da sie weder in irgendetwas davon noch in allem zusammen den Frieden und die Befriedigung einer vollendeten Gerechtigkeit fanden, häuften sie auf die Dinge, welche der HERR zu einem anderen Zweck eingesetzt hatte, die sie aber zu Zwecken ihrer eigenen Erfindung pervertiert hatten, zehntausend Traditionen, Erfordernisse und haarspalterische Unterscheidungen ihrer eigenen Erfindung, und das alles in der vergeblichen Hoffnung, Gerechtigkeit zu erlangen. Denn die Rabbiner lehrten etwas, das praktisch ein Geständnis der Verzweiflung war: “Wenn nur ein einziger Mensch nur einen Tag lang das ganze Gesetz halten könnte und nicht in einem einzigen Punkt gegen das Gesetz verstoßen würde – ja, wenn nur ein einziger Mensch nur diesen einen Punkt des Gesetzes halten könnte, der die ordnungsgemäße Einhaltung des Sabbats betraf -, dann würden die Schwierigkeiten Israels ein Ende haben und der Messias würde endlich kommen.” [Farrar, “Life and Work of St. Paul”, S. 37] Siehe auch S. 36, 83 weglassen Was könnte toten Formalismus treffender beschreiben als dies? Und doch gab es für all diesen bewussten Mangel in ihrem eigenen Leben immer noch genug vermeintliche Verdienste, die sie dazu veranlassten, sich selbst für so viel besser als andere Menschen zu halten, dass alle anderen [Menschen] im Vergleich dazu nur wie Hunde waren.
So ist es nicht mit denen, die vom HERRN aufgrund eines lebendigen, frei ausgeübten Glaubens für gerecht erklärt werden. Denn wenn der HERR einen Menschen für gerecht betrachtet, ist er tatsächlich gerecht vor GOTT und wird gerade dadurch von allen Menschen der Welt getrennt. Aber das ist nicht wegen irgendeiner Vorzüglichkeit von ihm selbst oder wegen des “Verdienstes” von irgendetwas, das er getan hat. [Nein] es ist ganz und gar wegen der Vortrefflichkeit des HERRN und dessen, was ER getan hat. Und der Mensch, für den das getan wurde, weiß, dass er in sich selbst nicht besser ist als irgendjemand anders, sondern im Licht der Gerechtigkeit Gottes, die ihm frei geschenkt wird, schätzt er in der Demut des wahren Glaubens andere bereitwillig besser als sich selbst, [wie auch geschrieben steht:] “durch Demut achte einer den andern höher denn sich selbst.” [PHIL. 2,3]
Sich selbst große Ehre zu geben für das, was sie selbst getan hatten, und sich aufgrund des Verdienstes dessen, was sie getan hatten, für besser als alle anderen Menschen zu halten, versetzt Menschen sofort voll und ganz in die völlige Selbstgerechtigkeit des Pharisäertums. Sie hielten sich für so viel besser als alle anderen Menschen, dass es unmöglich eine Grundlage für einen Vergleich geben konnte. Es schien ihnen eine vollkommen verderbliche Revolution zu sein, so etwas wie die [nachstehende] Wahrheit Gottes zu predigen “es ist kein Ansehen der Person vor Gott.” [RÖ. 2,11]
Und was war das eigentliche Leben solcher Menschen, die ganze Zeit über? O, es war nur ein Leben der Ungerechtigkeit und Unterdrückung, der Bosheit, des Neides, der Abweichung und der Nachbildung, der Verleumdung und übler Nachrede, der Heuchelei und der Gemeinheit. Jene, die sich ihrer großen Ehrerweisung gegenüber dem Gesetz rühmten und durch die Übertretung des Gesetzes Gott entehrten, deren Herzen von Mord erfüllt waren und deren Zungen laut nach dem Blut eines ihrer Brüder schrieen, konnten die Schwelle eines römischen Tribunals nicht überschreiten, “auf das sie nicht unrein würden.” [JOH. 18,28] Sie hielten den Sabbat [ihrer Vorstellung nach] streng ein, verbrachten aber den heiligen Tag mit Spionage, Verrat und Mordkomplott.
Was Gott über all diese Wege dachte und immer noch denkt, wird für unseren heutigen Zweck in nur zwei kurzen Abschnitten der Schrift deutlich genug gezeigt. Hier ist sein Wort an Israel – die zehn Stämme – als ihre Zeit noch andauerte:
“Ich hasse, ich verachte eure Feste und mag eure Festversammlungen nicht riechen! Wenn ihr mir auch euer Brandopfer und Speisopfer darbringt, so habe ich doch kein Wohlgefallen daran, und das Dankopfer von euren Mastkälbern schaue ich gar nicht an. Tue nur hinweg von mir den Lärm deiner Lieder, und dein Harfenspiel mag ich nicht hören! Es soll aber das Recht einherfluten wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein unversiegbarer Strom!” [AMOS 5,21-24] [SLT]
Und zu Juda sagte ER fast zur gleichen Zeit das Gleiche mit diesen Worten:
“Höret des HERRN Wort, ihr Fürsten von Sodom! Nimm zu Ohren unsers Gottes Gesetz, du Volk von Gomorra! Was soll mir die Menge eurer Opfer? spricht der HERR. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fetten von den Gemästeten und habe keine Lust zum Blut der Farren, der Lämmer und Böcke. Wenn ihr hereinkommt, zu erscheinen vor mir, wer fordert solches von euren Händen, daß ihr auf meinen Vorhof tretet? Bringt nicht mehr Speisopfer so vergeblich! das Räuchwerk ist mir ein Greuel! Neumonde und Sabbate, da ihr zusammenkommt, Frevel und Festfeier mag ich nicht! Meine Seele ist feind euren Neumonden und Jahrfesten; ich bin ihrer überdrüssig, ich bin’s müde zu leiden. Und wenn ihr schon eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; und ob ihr schon viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut. Waschet, reiniget euch, tut euer böses Wesen von meinen Augen, laßt ab vom Bösen; lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, helfet dem Unterdrückten, schaffet dem Waisen Recht, führet der Witwe Sache. So kommt denn und laßt uns miteinander rechten, spricht der HERR. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.”
JESaja 1,10-18
Der HERR SELBST hatte diese Festtage und feierlichen Versammlungen, diese Brandopfer, Speisopfer und Friedensopfer angeordnet, aber nun sagte ER, dass ER sie hasst und nicht annehmen wird. Ihre schönen Lieder, gesungen von ihren geschulten Chören und begleitet von Musikinstrumenten, die einer große Zurschaustellung entsprachen, all das, was sie für wunderbar schöne Musik hielten, bezeichnete ER als “Lärm”, und wollte dass es hinweg getan würde.
ER hatte weder Festtage noch feierliche Versammlungen, [weder] Opfer, noch Gaben, und Lieder zu einem solchen Zweck eingesetzt, zu dem diese gebraucht wurden. ER hatte all dies als Mittel zum gottesdienstlichen Ausdruck eines lebendigen Glaubens eingesetzt, durch den der HERR SELBST im Herzen wohnen und Gerechtigkeit im Leben wirken sollte, damit sie in Gerechtigkeit dem Vaterlosen Recht schaffen und für die Witwe bitten könnten und damit dieses Rechtschaffen wie Wasser und und [damit] Gerechtigkeit wie ein mächtiger Strom fließen konnte.
Lieder, die mit dem Pomp und der gestylten Intonation einer eitlen Show gesungen werden, sind nur “Lärm”, während der einfache Ausdruck eines “Vater unser”, der aus einem Herzen fließt, das von der Kraft eines wahren und lebendigen Glaubens berührt ist, und in Aufrichtigkeit von menschlichen Lippen gesprochen wird, Musik ist, die in das geneigte Ohr des himmlischen Vaters eindringt und der Seele göttlichen Segen in Kraft bringt. [Das entspricht dem, in dessen Folge der Psalmist bezeugt:] “er hat sein Ohr zu mir geneigt; darum will ich ihn anrufen mein Leben lang.” [PS. 116,2] [SLT]
Dies und nur dies ist der Zweck, wozu ER diese Dinge eingesetzt hat, und niemals, um in der hohlen Vorspiegelung eines toten Formalismus die Ungerechtigkeit eines fleischlichen Herzens in Gerechtigkeit zu beantworten. Nichts anderes als die Abwaschung der Sünden durch das Blut des Lammes Gottes und die Reinigung des Herzens durch den lebendigen Glauben, nichts anderes als das könnte diese Dinge jemals für DEN annehmbar machen, DER sie eingesetzt hat.
(Alonzo T. Jones, Januar 1895)