Die Persönlichkeit Gottes – James White

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Erschienen am 18. Juni 1861 im „Review and Herald“. PDF

Anmerkung 1: Der Begriff „Persönlichkeit“ wird von James White in diesem Artikel nicht mit der Bedeutung gleich „Charakter“ verwendet, wie uns der Begriff sonst geläufig ist. „Persönlichkeit“ wird hier als Synonym zu „Körperlichkeit“ oder „Materialität“ verwendet.

Anmerkung 2: Die Überschriften entstammen nicht dem Originaltext.

„Die Persönlichkeit Gottes“ von James White als Hörtext – Herunterladen
„Im Bilde Gottes“

Der Mensch wurde im Bilde Gottes geschaffen. „Und Gott sprach: Wir wollen Menschen machen nach unserm Bild uns ähnlich; (…) Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“ 1. Mo 1,26.27. Diejenigen, die die Persönlichkeit Gottes leugnen, sagen, dass sich an dieser Stelle das „Bild“ nicht auf die physische Gestalt, sondern auf das moralische Bild und machen dies zu ihrem großartigen Ausgangspunkt, um die Unsterblichkeit aller Menschen zu beweisen. Das Argument lautet wie folgt:

  1. Der Mensch wurde in Gottes moralischem Bilde geschaffen.
  2. Gott ist ein unsterbliches Wesen.
  3. Somit sind alle Menschen unsterblich.

Aber dieses Argument geht über das Gesagte hinaus. Man vergleiche:

  1. Der Mensch wurde in Gottes moralischen Bilde geschaffen.
  2. Gott ist ein allmächtiges Wesen.
  3. Somit sind alle Menschen allmächtig.

Und so könnten wir neben der Unsterblichkeit auch die Allmacht, die Allwissenheit und die Allgegenwart des Menschen beweisen und ihn mit allen Eigenschaften der Gottheit bekleiden. Das, was über das Gesagte hinaus geht, kann überhaupt nichts hinsichtlich des Gesagten beweisen, deshalb ist die Annahme, das Bild Gottes sei sein moralisches Bild, falsch.

Gott erscheint Mose

Als Beweis dafür, dass Gott eine Person ist, hört auf seine eigenen Worte an Mose: „Doch sprach der HERR: Siehe, es ist ein Ort bei mir, da sollst du auf dem Felsen stehen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, so stelle ich dich in die Felsenkluft und will dich mit meiner Hand solange decken, bis ich vorübergegangen bin. Wenn ich dann meine Hand zurückziehe, so magst du mir hinten nachsehen; aber mein Angesicht soll man nicht sehen!“ 2. Mo 33,21-23. Hier teilt Gott Mose mit, dass er seine Gestalt sehen wird. Zu sagen, dass Gott keine Gestalt hat und es auf Mose nur so wirken lies, als sähe er seine Gestalt, unterstellt Gott, er würde einer Lüge noch eine Form von Sinnestäuschung bei seinem Diener Mose folgen lassen. 

Der Skeptiker meint, einen Widerspruch zu erkennen zwischen Vers 11, nach welchem der Herr zu Mose von Angesicht zu Angesicht sprach, und Vers 20, nach welchem Mose sein Angesicht nicht sehen konnte. Aber lasst 4. Mose 12,5-8 diese Schwierigkeit ausräumen: „Da kam der HERR in der Wolkensäule herab und trat unter die Tür der Hütte und rief Aaron und Mirjam. Als sie nun beide hinausgingen, sprach er: Höret doch meine Worte: Ist jemand unter euch ein Prophet, dem will ich, der HERR, mich in einem Gesicht offenbaren, oder ich will in einem Traum mit ihm reden. Aber nicht also mein Knecht Mose: er ist treu in meinem ganzen Hause. Mündlich rede ich mit ihm und von Angesicht und nicht rätselhaft, und er schaut die Gestalt des HERRN.“

Der große und furchtbare Gott kam hinab, eingehüllt in eine Wolke der Herrlichkeit. Diese Wolke konnte gesehen werden, nicht aber das Angesicht, welchem mehr blendende Helligkeit innewohnt als Tausend Sonnen. Unter diesen Umständen wurde es Mose erlaubt, sich zu nähern und mit Gott zu sprechen von Angesicht zu Angesicht, oder mündlich, er interagiert mit der Gestalt des HERRN

Die Vision Daniels

Es sagt der Prophet Daniel: „Solches sah ich, bis Throne aufgestellt wurden und ein Hochbetagter sich setzte. Sein Kleid war schneeweiß und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle; sein Thron waren Feuerflammen und seine Räder ein brennendes Feuer. (…) Ich sah in den Nachtgesichten und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels, gleich einem Menschensohn; der gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn gebracht. Und ihm wurde Gewalt, Ehre und königliche Würde verliehen, dass ihm alle Völker, Stämme und Zungen dienen sollten; seine Gewalt ist eine ewige Gewalt, die nicht vergeht, und sein Königtum wird nie untergehen.“ Dan 7,9.13.14

Hier ist eine erhabene Beschreibung einer Handlung von zwei Personen – nämlich Gott der Vater und sein Sohn Jesus Christus. Wenn man deren Persönlichkeit leugnet, hinterlassen diese Zitate aus Daniel keine eindeutige Vorstellung mehr. Lest in Verbindung mit diesem Bibelzitat die Aussage des Apostels, dass der Sohn das Ebenbild vom Wesen seines Vaters war. 

„Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welten gemacht hat. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens.“ Heb 1,1-3

Das Zeugnis Jesu

Wir wollen an dieser Stelle das Zeugnis Jesu zu dieser Angelegenheit ergänzen. „Und der Vater, der mich gesandt hat, er selbst hat Zeugnis von mir gegeben. Ihr habt weder jemals seine Stimme gehört, noch seine Gestalt gesehen.“ Joh 5,37 Zu sagen der Vater habe keine persönliche Gestalt, scheint der schlichten biblischen Begrifflichkeit im schärfsten Widerspruch zu stehen.

Einwand: „Gott ist Geist.“ 

Antwort: Auch Engel sind Geister s. Ps 104,4, dennoch haben diejenigen, die Abram und Lot besuchten, sich niedergelegt, gegessen und Lots Hand ergriffen. Dies waren Geistwesen. Genauso ist Gott ein Geistwesen.

Einwand: Gott ist überall. Beweis: Ps 139,1-8 Er ist genauso an jedem Ort wie er an einem Ort ist.

Antwort: 

  1. Gott ist überall kraft seiner Allwissenheit, wie anhand eben der oben genannten Worte Davids nachvollzogen werden kann. „HERR, du hast mich erforscht und kennst mich! Ich sitze oder stehe, so weißt du es; du merkst meine Gedanken von ferne. Du beobachtest mich, ob ich gehe oder liege, und bist vertraut mit allen meinen Wegen; ja es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht völlig wüsstest! Von hinten und von vorn hast du mich eingeschlossen und deine Hand auf mich gelegt. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar, zu hoch, als dass ich sie fassen könnte!“ Ps 139,1-6
  2. Gott ist überall kraft seines Geistes, der sein Repräsentant ist und offenbart wird wo immer er will, wie eben jene Worte darlegen werden, auf die sich im Einwand berufen wurde. Verse 7-10: „Wo soll ich hingehen vor deinem Geist, wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesicht? Führe ich zum Himmel, so bist du da; bettete ich mir im Totenreich, siehe, so bist du auch da! Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch daselbst deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten!“
Wo ist der Himmel?

Gott ist im Himmel. Dies wird uns im Vater Unser vermittelt. „Unser Vater, der du bist im Himmel.“ Mat 6,9; Lk 11,2  Aber wenn, der im Himmel ist, in gleicher Weise an jedem Ort ist wie an einem Ort, dann ist auch der Himmel in gleicher Weise an jedem Ort wie an einem Ort – und der Gedanke, in den Himmel zu kommen, wäre ein großer Irrtum. Wir sind alle im Himmel. Und das Vater Unser würde nach dieser diffusen Theologie schlicht aussagen: ,Unser Vater, der du bist überall, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe überall, wie auch auf Erden, und so weiter. 

„Wir wollen Menschen machen,“ sagte Jehova zu Jesus, „nach unserm Bild uns ähnlich.“ 1. Mo 1,26  Jesus war das Ebenbild des Wesens seines Vaters. „Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe.“ Heb 1,3 Dort auf dem Thron seines Vaters ist unser persönlicher Jesus, neben unserem persönlichen Gott.

Die menschliche Gestalt Jesu

Jesus erhob sich aus den Toten mit einer physischen Form. „Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommet her, sehet den Ort, wo er gelegen hat. Und gehet eilends hin und saget seinen Jüngern, dass er von den Toten auferstanden ist. Und siehe, er geht euch voran nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Und sie gingen eilends hinweg von dem Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, es seinen Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Sie aber traten herzu und umfassten seine Füße und huldigten ihm.“ Mat 28,6-9

„Sehet an meinen Händen und Füßen, dass ich es bin! Rühret mich an und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, dass ich habe. Und indem er das sagte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße. Da sie aber noch nicht glaubten vor Freuden und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Da reichten sie ihm ein Stück gebratenen Fisch und von einem Honigwaben. Und er nahm es und aß vor ihnen.“ Lk 24,39-43

Nachdem Jesus zu seinen Jünger auf dem Ölberg gesprochen hatte, wurde er vor ihnen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihrer Sicht. „Und nach diesen Worten wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und vor ihren Augen weg. Und als sie unverwandt gen Himmel blickten, während er dahinfuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in gleicher Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“ Apg 1,9-11 Markus sagt: „Der Herr nun, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward aufgenommen in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.“ Mk 16,19

Wenn das inspirierte Wort zu wichtigen Themen solch eindeutige und auf den Punkt gebrachte Aussagen trifft, wie sie durch Sprache nicht eindeutiger getroffen werden können, dann ziehen wir es stets vor, schlicht den inspirierten Wortlaut widerzugeben – daher an dieser Stelle die Zitate. Diese beweisen, 

  1. Dass Christus aus den Toten in einer physischen Gestalt auferstand.
  2. Dass er, um diese Tatsache den perplexen und nach wie vor zweifelnden Jüngern zu demonstrieren, ihnen seine Hände und Füße zeigte und vor ihren Augen aß.
  3. Dass er in dieser Gestalt in den Himmel auffuhr und sich zur Rechten Gottes setzte.
Wo ist Jesus jetzt?

Aber diejenigen, die die Persönlichkeit Gottes leugnen, behaupten, dass er genauso an einem Ort wie an jedem Ort ist. In Einklang mit dieser Behauptung ist die oft wiederholte Aussage, der Himmel sei überall. Darauf stellen wir die Frage: Was ist die Himmelfahrt Christi? Er wurde in den Himmel aufgenommen. Er ging zu seinem Vater. Wenn der Himmel überall ist, und Gott überall, dann bedeutet die Himmelfahrt Christi zur Rechten Gottes schlicht, dass er überallhin ging! Er wurde nur noch oben entrückt, wo die die Wolke ihn vor den Blicken seiner Jünger verbarg – und dann verdampfte er und ging überall hin! Somit bleibt uns anstelle des lieben Heilands, der so wunderschön in beiden Testamenten beschrieben wird, nur eine Art Essenz, die sich im ganzen Universum verteilt. Und nach dieser elaborierten Theologie wäre Christi Wiederkunft die Kondensation dieser Essenz an einer bestimmten Örtlichkeit, etwa dem Ölberg!

Ebenso glaubten Bibelleser, dass Henoch und Elia wirklich zu Gott in den Himmel aufgenommen wurden. Aber wenn Gott und der Himmel in gleicher Weise an einem wie an jedem Ort sind, ist die alles ein Irrtum. Sie wurden nicht entrückt. Und alles, was über den „feurigen Wagen“ und die „feurigen Pferde“ und den begleitenden Sturmwind geschrieben steht, die Elia in den Himmel nehmen sollten, war ein nutzloses Schauspiel. Sie verdampften nur und ein nebliger Dunst durchzog das gesamte Universum. Das ist alles, was der Verstand wohl noch von Henoch und Elia fassen kann, wenn man sich darauf einlässt, dass Gott und der Himmel an einem bestimmten Ort nicht mehr sind als an jedem Ort. 

Aber es wird von Elia gesagt, er „fuhr im Sturmwind auf gen Himmel“. 2. Kö 2,11 Und von Henoch heißt es, er „wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.“ 1. Mo 5,24

Die Sprache der Bibel ist in dieser Sache punktgenau und wunderschön und hebt sich in starkem Kontrast ab von dem nebulösen Interpretationssystem, welches die Persönlichkeit Gottes Und unseres Heilands Jesus Christus leugnet.

Siehe: 1. Mo 1,26.27; 9,6; 2. Mo 24,9-11; 33,20-23; Dan 7,9.13.14; Heb 1,1-3; Joh 5,37; Mk 16,19; Lk 24,38-43; Jh 7,33; 13,36; 14,1-3.12; 16,16.28; 20,17; Apg 1,9-11; 7,56. Lies auch die Beschreibung des Sohnes Gottes, wie er von Johannes mehr als siebzig Jahre nach seiner Himmelfahrt zum Vater gesehen wurde. 

 Originaltext: James White, Review &  Herald, 18. & 25.  Juni 1861.

ÜbersetzungMattis Fichte

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