In diesem Artikel, der am 19. August 1858 im „Advent Review and Sabbath Herald“ erschien, wird einer fundamentalen Frage bezüglich der Weltsicht eines Christen nachgegangen: Gibt es eine Welt außerhalb von Materie? Ob diese Frage mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet wird, hat weitreichende Folgen auf den Glauben und die Hoffnung eines Christen. PDF
Br. Smith: Folgenden angehängten Text haben wir einem Blatt entnommen, das in Geneva im Bundesstaat Illinois veröffentlicht wurde und „Gospel Banner and Milennial Advocate“ genannt wird. Man sagt, dass es in einem alten Jahrbuch gefunden wurde. – James White
Immaterialität

DIES ist nur eine andere Bezeichnung für Nichts. Sie ist die Abwesenheit aller Dinge und Wesen – aller Existenz. Es gibt nicht ein Körnchen des Beweises, der vorgebracht werden kann, um ihre Existenz zu begründen. Sie hat keine Möglichkeit, sich irgendeiner Intelligenz im Himmel oder auf der Erde zu offenbaren. Weder Gott, Engel, noch Menschen können eine solche Substanz, ein solches Wesen oder ein solches Ding auf irgend eine Weise begreifen. Offenbarung offenbart sie nicht, noch kann irgendeiner unserer Sinne ihre Existenz offenbaren. Selbst von den stärksten Sinnesorganen kann sie nicht gesehen, gefühlt, gehört, geschmeckt oder gerochen werden, noch von dem feinsten Empfindungsvermögen. Sie ist weder flüssig noch fest, weder weich noch hart – sie kann sich weder ausbreiten noch zusammenziehen. Kurzum, sie kann keinerlei Einfluss ausüben – kann weder auf Andere einwirken noch können Andere auf sie einwirken. Und selbst wenn es sie geben sollte, kann sie von keinerlei Nutzen sein. Ihr wohnt nicht eine begehrenswerte Eigenschaft, Fähigkeit oder Nützlichkeit inne, und doch, sonderbarerweise, ist Immaterialität der Gott des modernen Christen, sein erhoffter Himmel, sein unsterbliches Ich – sein alles.
O Sektiererei! O Atheismus!! O Annihilation!!! wer kann die feinen Nuancen in der Unterscheidung des einen vom anderen erkennen? Sie wirken identisch, in allem außer dem Namen. Der Atheist hat keinen Gott. Der Sektierer hat einen Gott ohne Körper oder Bestandteile. Wer kann den Unterschied bestimmen? Was uns angeht können wir nicht einen Hauch des Unterschieds erkennen. Sie beide beanspruchen die Abwesenheit aller Dinge, die da existieren, zu sein und sind beide gleichermaßen machtlos und unbekannt.
Der Atheist hat kein Leben oder bewusste Existenz nach dem Tod. Der Sektierer hat eines, aber es ist „immateriell“ wie sein Gott und ohne Körper oder Bestandteile. Wieder sind beide die Abwesenheit und landen an derselben Stelle. Ihr Glaube und ihre Hoffnung laufen aufs Selbe hinaus, nur wird dies mit unterschiedlichen Begriffen ausgedrückt. Abermals: Für den Atheisten gibt es keinen Himmel in der Ewigkeit. Für den Sektierer gibt es einen, aber dieser ist „immateriell“ in allen seinen Eigenheiten und ist somit die Abwesenheit aller Reichtümer und Substanzen. Auch in dieser Hinsicht sind sie gleich und landen an derselben Stelle.
Da wir sie nicht beneiden um den Besitz von all dem, das sie beanspruchen, wollen wir sie nun in seliger und ungestörter Freude über eben diesen lassen und fortfahren, um uns dem Teil zu widmen, der noch für den verachteten „Materialisten“ übriggeblieben ist zu seiner Freude.
- Was ist Gott? Gott ist ein Material, organisierte Intelligenz, die sowohl Körper als auch Bestandteile besitzt. Er ist in der Gestalt des Menschen.
- Was ist Jesus Christus? Er ist der Sohn Gottes und ist wie sein Vater, denn er ist „der Glanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens“. Er ist materielle Intelligenz mit Körper, Bestandteilen und Gefühlen und besitzt unsterbliches Fleisch und unsterbliche Knochen.
- Was sind die Menschen? Sie sind die Nachkommen Adams. Sie sind in der Lage, insoweit Intelligenz und Erhöhung zu empfangen, dass sie aus den Toten auferweckt werden können mit einem Körper gleich dem Jesu Christi und unsterbliches Fleisch und unsterbliche Knochen zu besitzen. In dieser Weise vervollkommnet werden sie das materielle Universum, das ist die Erde, als ihr „ewiges Erbteil“ besitzen.
Mit diesen Erwartungen und Aussichten vor Augen erklären wir der christlichen Welt, die an der Immaterialität festhält, dass sie gerne ihren Gott – ihr Leben – ihren Himmel, und ihr Alles haben dürfen. Sie beanspruchen nichts als das, was wir wegwerfen. Und wir beanspruchen nichts als das, was sie wegwerfen. Insofern gibt es da keinerlei Grundlage für Zwist und Streitigkeit zwischen uns.
We chose all substance – what remains,
The mystical sectarian gains;
All that each claims each shall possess,
Nor grudge each other’s happiness.
An immaterial God they choose,
For such a God we have no use,
An immaterial heaven and hell;
In such a heaven we can not dwell.
We claim the earth, the air and sky,
And all the starry worlds on high;
Gold, silver, ore and precious stones,
And bodies made of flesh and bones.
Such is our hope, our heaven, our all,
When once redeemed from Adam’s fall;
All things are ours and we shall be,
The Lord’s in all eternity.
Übersetzung: Mattis Fichte
Ein Kommentar zu “Immaterialität”