In diesem Artikel, der am 15. September 1888 in „The Gospel Sickle“ erschien, geht es um die Bedeutung und Auswirkung von Adams erster Gesetzesübertretung. Dabei wird auf die folgenden Fragen eingegangen: Welche Verbindung hat die erste Sünde Adams zum Erlösungsplan? Und wie kann die Menschheit den Folgen des Sündenfalls entkommen? Übersetzt von Mattis Fichte. PDF
Anmerkung: Die Zwischenüberschriften entstammen nicht dem Ursprungstext.
Die Strafe für Adams Sünde

Das Urteil „Denn welches Tages du davon isst, wirst du des Todes sterben“ wurde über Adam verhängt und sollte unabwendbar an ihm ausgeführt werden, sollte er das Gesetz Gottes brechen und vom verbotenen Baum essen. Dieses Urteil wurde nicht an Bedingungen geknüpft, es beinhaltete keinen Vorbehalt. Es gab kein Gegenmittel in Reserve, wodurch das angedrohte Resultat hätte vermieden werden können, sollte die Strafe eintreten.
Adam sündigte und mit einem Schlag änderte sich alles. Wie lange er bereits gelebt hatte vor seiner Sünde, wissen wir nicht. Aber bis zu diesem Zeitpunkt waren keine unliebsamen Anzeichen von Schwäche oder Verfall aufgetreten. Nun fingen sie unvermittelt an zu erscheinen. Er wurde ein sterblicher, ein sterbender Mann. Und nach 930 Jahren fügte er sich dem harten Urteil „Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden“ und kehrte zurück zu Mutter Erde, aus der er hervorgegangen war.
Kein Erlösungplan
Dies war die in Eden vorherbestimmte Strafe; und Adam zahlte sie. Kein Erlösungsplan konnte sie widerrufen oder auf irgendeine Weise den Menschen dazu befähigen, sie abzuwehren. Und so kam der Tod über Adam und drang, in Adam, zu allen Menschen hindurch, da sie alle seine Nachkommen sind und er sie nicht auf einer höheren Ebene zeugen konnte als jener, auf der er sich seit dem Sündenfall befand: Ein sterblicher Zustand, eine sterbende Verfassung, deren einziger Ausgang der Tod war.
Was für ein Erlösungsplan konnte unter diesen Umständen entwickelt werden? Und was könnte ein Erlösungsplan erreichen? Dies konnte getan werden: Während in die erste Ordnung, von ihrem anfänglichen Zustand bis zu ihrem Endstadium, nicht eingegriffen werden konnte, konnte dem Menschen ein neuer Test gegeben werden, bis das Urteil seiner ersten Übertretung seinen Höhepunkt erreichen sollte – den Tod. Während er dieser ersten Ordnung mit ihrer unsühnbaren Sünde und ihrer unabwendbaren Strafe nun also ihren Lauf ließ, gewährte Gott Adam für sein restliches Leben, und seiner Nachkommenschaft für ihr ganzes Leben das Privileg, durch den Glauben an Christus, den vorgesehenen Erlöser, das sicherzustellen, was aufgrund von Adams Sünde in der ursprünglich beabsichtigten Ordnung eigenständigen Gehorsams unmöglich geworden war. Was es zu retten galt war die Segensgabe des ewigen Lebens. Aber nachdem das erste Urteil nicht beseitigt wird, kann dies nicht empfangen werden, bis die Konsequenz der ersten Übertretung ihren Lauf genommen hat und die Strafe des Todes auferlegt wurde. Die Gabe des ewigen Lebens kann daher nur durch eine Auferstehung aus den Toten sichergestellt werden. Deshalb umfasst der Plan der Erlösung, der dazu entworfen worden ist, jedem Individuum der Menschheitsfamilie die Verantwortung seines ewigen Schicksaals zu übertragen, notwendigerweise in seinen Vorkehrungen die Befreiung aller vom Tod, der uns durch Adam zuteil wurde, damit von da an jeder nach seinen Werken empfängt, und lebt oder stirbt, je nachdem ob er ein rechtschaffener Mensch oder ein Sünder war.
Nur wenn man dieses große Prinzip nicht erkennt und anstelle einer weiten und umfassenden eine engstirnige und einseitige Sicht auf das Gesamtbild einnimmt, kann man in den Irrtum geführt werden, anzunehmen, dass die gottlosen Toten niemals zum Leben auferstehen werden.
Heutige Gnadenzeit
Aber nach Adams erster Übertretung und dem daraus folgenden Sündenfall hat er zweifellos noch einige Male vor seinem Tod gesündigt. Wir alle sündigen „in der Gleichheit der Übertretung Adams“. Wie kann es da sein, dass für seine nachfolgenden Sünden eine Begnadigung möglich ist, und auch für unsere Sünden Begnadigung möglich ist, aber seine erste Sünde nicht vergeben werden konnte? Antwort: Schlicht, weil es heute einen Erlöser gibt und damals gab es keinen. Nun gibt es Vorkehrungen zur Sündenvergebung, damals gab es diese nicht. Das ist der Unterschied zwischen Adams Zustand nach dem Fall und seinem Zustand davor, und der Unterschied zwischen unserem Zustand und Adams Zustand, bevor er sündigte.
Starb Jesus für Adams erste Sünde?
Wir wurden zur Äußerung dieser Gedanken gebracht durch die folgende Frage aus einem Leserbrief: „Wenn Jesus in seinem Tod die Strafe für Adams Sünde bezahlte, wofür musste Adam dann sterben? Wurde nur wegen der einen Straftat die Todesstrafe von beiden Personen gefordert?“

Der aufmerksame Leser wird erkennen, dass diese Frage bereits beantwortet ist. Christi Tod hatte überhaupt keinen Bezug zu Adams Ursünde, in dem Sinne, dass er die Strafe für sie gezahlt hätte oder die Menschen vor deren Auswirkungen gerettet hätte. Es wurden keine Vorkehrungen getroffen für die Vergebung von Adams erster Sünde – sie wurde nie vergeben. Adam zahlte deren Strafe, indem er die Straße betrat, die hinab in den Tod führt, und im Grab endete. Und dies erfüllte das Gesetz, denn der Sold seiner Übertretung ist der Tod. Und alle Menschen werden in Adam insofern als Sünder angesehen, dass sie unter die Auswirkungen dieser Übertretung kommen und dem Tod unterworfen werden.
Trifft Adams Strafe auch uns?
In dieser Hinsicht bezeugt Paulus in Römer 5,12: „Derhalben, wie durch einen Menschen die Sünde ist gekommen in die Welt und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben;“ – oder, wie es die Randbemerkung ausdrückt: „in welchem alle gesündigt haben“. Dies bezieht sich sicherlich nicht auf die individuellen Sünden der Menschen unabhängig von Adam. Der Tod drang zu keinem Menschen hindurch aufgrund seiner eigenen Sünden, sondern nur aufgrund dieser ersten Sünde Adams. Adam war als Haupt des Menschengeschlechts dessen übergeordneter Vertreter. In ihm werden somit alle als schuldig gerechnet, sogar der unschuldige Säugling, der in den selben Tod hinabsinkt wie der boshafte Erwachsene. Da nun dieser Tod über alle gekommen ist, unabhängig ihres Zutuns und ungeachtet ihres Charakters, tut gleichermaßen Christus einen Teil seines Werks für alle, unabhängig und ungeachtet ihres Charakters. Das heißt er befreit alle gleichermaßen aus dem Tod Adams. „Denn gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden.“ 1. Kor 15,22 Wie alle in Adam unter die „Sünder“ gezählt werden und dem Tode untertan werden, so werden in Christus alle unter die „Gerechten“ gezählt insofern, dass sie aus dem Tod befreit werden. Diese Tatsache drückt Paulus deutlich in Röm 5,18.19 aus: „Wie nun durch eines [Adams] Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist [das heißt „der Tod ist zu allen Menschen hindurchgedrungen“], so ist auch durch eines [Christi] Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens [das heißt, sie werden insoweit durch Christus gerechtfertigt, als dass sie aus dem Tod Adams befreit werden] über alle Menschen [ungeachtet ihres Charakters] gekommen. Denn gleichwie durch eines Menschen [Adams] Ungehorsam viele [alle] Sünder geworden sind, also werden auch durch eines Gehorsam viele [die gleiche Zahl — alle] Gerechte [insofern, dass sie aus dem Tod befreit werden].“
Auf diese Weise wird durch den Erlösungsplan der Tod, der als Strafe von Adams Sünde erfolgte und andernfalls ewig gewesen wäre, zu einem lediglich vorübergehenden Tod. Dies konnte so geschehen ohne irgendeine Umkehr auf Gottes Seite, denn es gab im ursprünglichen Urteil keinerlei Angaben bezüglich der Dauerhaftigkeit dieses Todes, den Adam sterben sollte, sollte er ungehorsam werden. Es gab nichts, das diesen Tod notwendigerweise ewig gemacht hätte.
Letztendliches gerechtes Gericht
Und wenn alle aus dem Tod Adams befreit werden und wieder auf die Ebene des Lebens gestellt werden, dann steht jeder auf der Grundlage seiner eigenen Verdienste. Dann wird der Tod erneut zu dem Sünder hindurchdringen, denn der Tod ist nach wie vor der Sünde Sold. Dies trifft in unserm Fall genauso zu wie im Fall Adams. Und wenn die Sünder diesmal in den Tod hinabsinken, ist der Tod ewig, denn kein weiterer Erlösungsplan kommt hinzu, um sie aus ihm zu befreien. Und in der Auferstehung wird das unschuldige Kind und diejenigen, die als gerechtfertigt befunden werden durch den Glauben an Christus, in das Leben eintreten, das kein Ende hat.
Insofern hat der Tod Christi zu tun mit Adams Sünden, die nach Festlegung des Erlösungsplans geschahen, und mit unseren Sünden, aber nicht mit dieser Sünde Adams, durch welche er fiel. Es geht nur darum, alle zuletzt aus deren Folgen zu befreien, damit sie alle für sich stehen oder fallen sollen.
Es wird in diesen Zeilen auf mehr Fragen eingegangen, als der strikte Fokus auf die Anfrage unseres Lesers erfordert hätte, dessen sind wir uns bewusst. Aber wir hatten den Eindruck, dass diese Frage selbst besser nachvollzogen und die Antwort besser verstanden werden könne, wenn manche der begleitenden Zusammenhänge dieses großartigen Themas berücksichtigt würden.
Originaltext: Uriah Smith, The Gospel Sickle, Sept 15 1888, p 138.
Übersetzung: Mattis Fichte