Die Gesundheitsbotschaft gebietet uns Adventisten in vielen Bereichen Mäßigkeit und in manchen Bereichen Verzicht. Bei manchen Lebensmitteln ist es auf den ersten Blick nicht ersichtlich, in welche Kategorie sie fallen.
Gerade bei der Auswahl Gewürze tue ich mir schwer. Manchen Würzmitteln werden gesundheitsförderliche Wirkungen nachgesagt, von denen Ellen White aber gegenteiliges berichtet (Pfeffer, Zimt, Nelken, Senf, Essig). Zu vielen Gewürzen haben wir aber keine Aussagen von ihr. Hier bedarf es einer Kenntnis inspirierter Prinzipien sowie des eigenen Körpers. Folgende Aussagen von Ellen White geben Orientierung.
Ellen White zur würzfreien Küche
Doktor —– versuchte einmal, unserer Familie beizubringen, nach der Gesundheitsreform zu kochen, wie er sie verstand, ohne Salz oder irgendetwas anderes zum Würzen der Speisen. Nun, ich beschloss, es zu versuchen, aber ich wurde so schwach, dass ich eine Änderung vornehmen musste; und eine andere Vorgabe wurde mit großem Erfolg eingeschlagen. Ich erzähle Ihnen das, weil ich weiß, dass Sie sich in großer Gefahr befinden. Die Nahrung sollte so zubereitet werden, dass sie nahrhaft ist. Man sollte sie nicht dessen berauben, was das System braucht.
Ellen White (CD 203.4)
Ellen White deutet hier an, dass es neben Salz noch andere zulässige Würzmittel gibt, die der Nahrung notwendige Stoffe zuführen. Man sollte es sich daher nicht zu einfach machen und grundsätzlich auf jede Form von Würze verzichten.
Ellen White zu Kräutern
„Gott hat dafür gesorgt, dass Kräuter für den Gebrauch des Menschen aus der Erde wachsen, und wenn wir die Natur dieser Wurzeln und Kräuter verstehen und sie richtig verwenden, besteht keine Notwendigkeit, so häufig zum Arzt zu rennen, und die Menschen wären bei viel besserer Gesundheit als heute.“
Ellen White (Selected Messages, book 2, 297, 298)
Hier ist wohl in erster Linie von einer medizinischen Verwendung der Kräuter die Rede. Die Herausforderung, vor der wir nun stehen, ist Folgende: Welche Gewürze sind für den alltäglichen Gebrauch in der Küche geeignet, welche nur situativ zur Behandlung von Krankheit und welche sollten selbst im Fall von Krankheit gemieden werden?
Ellen White zu reizenden Gewürzen

In dieser schnelllebigen Zeit gilt: Je weniger aufregend das Essen, desto besser. Gewürze sind ihrer Natur nach schädlich. Senf, Pfeffer, Gewürze, Essiggurken und andere Dinge ähnlichen Charakters reizen den Magen und machen das Blut fiebrig und unrein. Der entzündete Zustand des Magens des Betrunkenen wird oft als Beispiel für die Wirkung von alkoholischen Getränken dargestellt. Ein ähnlich entzündeter Zustand wird durch die Verwendung von reizenden Gewürzen erzeugt. Bald befriedigt gewöhnliches Essen den Appetit nicht mehr. Das System verspürt ein Verlangen, ein Verlangen nach etwas Anregenderem.
Ellen White (Ministry of Healing, 325)
Hier finden wir eine wertvolle Liste an Würzmitteln, die schädlich sind. Eine wichtige Frage, die sich mir hier stellt:
Sind die besagten reizenden Gewürze ausschließlich aufgrund schädlicher Inhaltsstoffe zu meiden? Oder bezieht sich diese Warnung nicht nur auf den langfristigen Effekt schlechter Inhaltsstoffe, sondern auch den kurzfristigen Effekt, also den reizenden Effekt in Mund, Speiseröhre, Magen etc.? Auf mich wirkt es an dieser Stelle so, als würde sie neben den langfristigen Folgen auch vor dem unmittelbaren Effekt von scharfem oder anderweitig reizendem Essen warnen.
Das sollte uns zur Vorsicht rufen gerade was die viele der verschiedenen asiatischen oder orientalischen Küchen betrifft. Hier trifft wohl ihre Aussage zu: „Je weniger aufregend, desto besser“.
Aber auch Elemente unseres adventistischen Lebensstils gilt es sorgfältig zu einzusetzen. Was ist mit Oreganoöl oder Gesundheitsdrinks mit vielen pürierten Knoblauchzehen und Ingwer? Vermutlich sollten wir auch bei tauglichen scharfen Lebensmitteln darauf achten, sie in einer Dosis einzunehmen, die den Organismus nicht irritiert. Zumindest, wenn wir sie vorbeugend einnehmen und nicht während der Krankheit (s. hierzu Zitat unten zu Cayennenpfeffer).
Ellen White zu „Weihnachtsgewürzen“
Eltern, die ihren Kindern beigebracht haben, ihr ganzes Leben lang ungesunde, anregende Nahrung zu essen – bis der Geschmack pervertiert ist und sie sich nach Lehm, Schieferstiften, verbranntem Kaffee, Teesatz, Zimt, Nelken und Gewürzen sehnen – können nicht behaupten, dass der Appetit das verlangt, was das System verlangt. Der Appetit ist falsch erzogen worden, bis er verdorben ist. Die feinen Organe des Magens wurden stimuliert und verbrannt, bis sie ihre zarte Empfindlichkeit verloren haben. Einfache, gesunde Nahrung erscheint ihnen fade. Der missbrauchte Magen wird die ihm aufgetragene Arbeit nicht verrichten, wenn er nicht durch die anregendsten Substanzen dazu gedrängt wird. Hätte man diesen Kindern von Kindheit an beigebracht, nur gesunde, auf einfachste Weise zubereitete Nahrung zu sich zu nehmen, die ihre natürlichen Eigenschaften so weit wie möglich bewahrt und Fleisch, Fett und alle Gewürze meidet, wären Geschmack und Appetit unbeeinträchtigt geblieben. In ihrem natürlichen Zustand könnte sie in hohem Maße die Nahrung anzeigen, die den Bedürfnissen des Körpers am besten entspricht.
10 CG 381.2 Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
Auf welche kulinarische Eigenheiten des 19. Jahrhunderts Ellen White mit dem Lehm und den Schieferstiften anspielt, ist mir nicht bekannt. Zimt und Nelken finden jedenfalls auch heute noch reichlich in der Weihnachtsbäckerei Verwendung. Hier ist Vorsicht geboten.
Ellen White zu Ingwer
In Bezug auf unsere Verwendung von Gewürzen bekenne ich mich nicht schuldig. Wir haben seit zehn Jahren kein Gewürz mehr in unserem Haus, außer etwas Ingwer, den wir immer in gewissem Maße verwendet haben.
Ellen White (Manuscripts vol. 15, 245)
Interessanterweise zählt sie Ingwer zu den Gewürzen (engl. spices) und sagt dennoch, dass sie ihn (ihn Maßen) verwendet. Könnte man diese Aussage auf Kurkuma (der mit Ingwer verwandt ist) übertragen? Hier bin ich unschlüssig, aber die maßvolle Anwendung von Ingwer ist durch ihre Aussagen nicht untersagt. Wobei noch zu klären wäre, ob sie den Ingwer als Medizin oder zum Kochen verwendet hat.
Ellen White zu Senfblätern
Aber was das Material für Grünzeug betrifft, müssen Sie sich keine Sorgen machen; denn meines Wissens gibt es in dem Teil des Landes, in dem Sie leben, viele Arten von Gemüseprodukten, die ich als Gemüse verwenden kann. Ich werde in der Lage sein, die Blätter des gelben Ampfers, den jungen Löwenzahn und Senf zu besorgen. Es wird dort ein viel reichhaltigeres Angebot und von besserer Qualität geben, als wir es in Australien bekommen konnten. Und wenn es nichts anderes gäbe, dann wäre da noch die Getreideproduktion.
Ellen White (Councils on Diets and Foods, 323 – 324)
Ich frage mich, ob Ellen Whites warnenden Aussagen vor dem Senf sich nicht auf Inhaltsstoffe der Pflanze, sondern auf die Zubereitung von Senf auf der Grundlage von Essig beziehen. Sie bestätigt hier jedenfalls die bedenkenlose Verwendung seiner Blätter. Zur Verwendung des Senfkorns habe ich noch nichts bei ihr gefunden.
Dass es der Blatt-Teil der Senfpflanze ist, der bekömmlich und brauchbar zur alltäglichen Verwendung ist, ist bemerkenswert. Ob man daraus ableiten kann, dass prinzipiell die Blätter einer Pflanze bekömmlicher sind als die Wurzeln (s. Off 22,2)? Das sind alles vage Überlegungen und keinesfalls allgemein gültige Schlüsse.

Ellen White und Cayennepfeffer
Ich glaube, ich habe mich erkältet. Ich hatte so starke Schmerzen, dass ich nach Cayennepfeffer rief und etwas Linderung bekam, aber es überkam mich die gleiche Art von Erkältung, die ich in San Diego hatte.
Ellen White (20LtMs, Lt 353, 1905, par. 3)
Es ist wichtig anzumerken, dass Cayennenpfeffer eine ganz andere Pflanzenart ist als der herkömmliche Pfeffer, vor dem Ellen White warnt. Dennoch wirkt es hier so, als wäre der Caynennepfeffer Ellen Whites letzte Wahl gewesen, um die sich anbahnende Erkältung abzuwenden. Sie hat ihn also nicht als Nahrungsmittel, sondern als Medizin angewendet (anscheinend als eine Art Schmerzmittel).
In Krankheitsfällen mag also die reizende Wirkung bestimmter Naturmittel in Kauf genommen werden, die diese zum alltäglichen Verzehr ungeeignet machen.
Fazit
Unter reizenden Würzmitteln hat Ellen White augenscheinlich Pfeffer, Essig, Senf und einige Gewürze (u. a. Zimt und Nelken -> Counsels on Diet and Foods, p. 239.2) verstanden. Als Daumenregel könnte man vielleicht sagen: Kräuter sind für den regelmäßigen Verzehr geeignet, Gewürze sind eher als Medizin gedacht (wenn überhaupt) und hier bedarf es mehr Vorsicht in der Anwendung und Dosierung. Und eine weitere Daumenregel: Man kann wohl schon allein durch den Geschmack die reizende Wirkung vieler Würzmittel bestimmen. Nicht nur schlechte Inhaltsstoffe, schon eine reizende Wirkung bei der Einnahme hat unliebsame Effekte auf unseren Körper.
Eine Frage, dich ich mir noch Stelle, ist die der Saaten. Auch hier gibt es viel, das als Gewürz verwendet wird: Kümmel, Fenchel, Anis, Sesam, Kreuzkümmel, Schwarzkümmel… dies alles benutze ich ohne Bedenken. Bei Kardamom oder Muskatnuss dagegen bin ich skeptisch. Warum? Ich kann es nicht erklären.
Wenn du mir hierzu einen Rat von Ellen White oder der Wissenschaft geben kannst, oder dir etwas anderes in diesem Artikel aufgefallen ist, freue ich mich über eine Rückmeldung. Ich freue mich über neue Einsichten in die gesunde Lebensweise. MF