Ellen White und Gewürze

Die Gesundheitsbotschaft gebietet uns Adventisten in vielen Bereichen Mäßigkeit und in manchen Bereichen Verzicht. Bei manchen Lebensmitteln ist es auf den ersten Blick nicht ersichtlich, in welche Kategorie sie fallen.

Gerade bei der Auswahl der Gewürze tue ich mir schwer. Manchen Würzmitteln werden gesundheitsförderliche Wirkungen nachgesagt, von denen Ellen White aber Gegenteiliges berichtet. Bedeutet das, dass wir sie gleich unreinem Fleisch unter jedem Umstand meiden sollen? Und was ist mit den vielen Gewürzen, zu denen wir keine Aussagen von ihr haben? Bedenkenlos verwenden? Vorsorglich meiden?

Folgend findest du einige ausgewählte Aussagen von Ellen White zu Gewürzen und ein paar Gedanken dazu von meiner Seite zu den zugrundeliegenden Prinzipien. Schicke mir gerne weitere Aussagen von ihr zu diesem Thema – diese Sammlung befindet sich im stetigen Ausbau. 🙂

Ellen White zur würzfreien Küche

Doktor —– versuchte einmal, unserer Familie beizubringen, nach der Gesundheitsreform zu kochen, wie er sie verstand, ohne Salz oder irgendetwas anderes zum Würzen der Speisen. Nun, ich beschloss, es zu versuchen, aber ich wurde so schwach, dass ich eine Änderung vornehmen musste; und eine andere Vorgabe wurde mit großem Erfolg eingeschlagen. Ich erzähle Ihnen das, weil ich weiß, dass Sie sich in großer Gefahr befinden. Die Nahrung sollte so zubereitet werden, dass sie nahrhaft ist. Man sollte sie nicht dessen berauben, was das System braucht.

Ellen White (CD 203.4)

Ellen White deutet hier an, dass es neben Salz noch andere zulässige Würzmittel gibt, die der Nahrung notwendige Stoffe zuführen. Man sollte es sich daher nicht zu einfach machen und grundsätzlich auf jede Form von Würze verzichten.

Ellen White zu Kräutern

„Gott hat dafür gesorgt, dass Kräuter für den Gebrauch des Menschen aus der Erde wachsen, und wenn wir die Natur dieser Wurzeln und Kräuter verstehen und sie richtig verwenden, besteht keine Notwendigkeit, so häufig zum Arzt zu rennen, und die Menschen wären bei viel besserer Gesundheit als heute.“

Ellen White (Selected Messages, book 2, 297, 298)

Hier ist wohl in erster Linie von einer medizinischen Verwendung der Kräuter die Rede. Die Herausforderung, vor der wir nun stehen, ist Folgende: Welche Gewürze sind für den alltäglichen Gebrauch in der Küche geeignet, welche nur situativ zur Behandlung von Krankheit und welche sollten selbst im Fall von Krankheit gemieden werden?

Ellen White zu reizenden Gewürzen

Ellen White sitzend
Ellen White (1827 – 1915)

In dieser schnelllebigen Zeit gilt: Je weniger aufregend das Essen, desto besser. Gewürze sind ihrer Natur nach schädlich. Senf, Pfeffer, Gewürze, Essiggurken und andere Dinge ähnlichen Charakters reizen den Magen und machen das Blut fiebrig und unrein. Der entzündete Zustand des Magens des Betrunkenen wird oft als Beispiel für die Wirkung von alkoholischen Getränken dargestellt. Ein ähnlich entzündeter Zustand wird durch die Verwendung von reizenden Gewürzen erzeugt. Bald befriedigt gewöhnliches Essen den Appetit nicht mehr. Das System verspürt ein Verlangen, ein Verlangen nach etwas Anregenderem.

Ellen White (Ministry of Healing, 325)

Hier finden wir eine wertvolle Liste an Würzmitteln, die schädlich sind. Eine wichtige Frage, die sich mir hier stellt: Aber sind die besagten Gewürze aufgrund schädlicher Inhaltsstoffe zu meiden?

Diese Warnung mahnt vor dem reizenden Effekt in Mund, Speiseröhre, Magen etc. Ich glaube, dieser Aspekt wird heute von Vielen, die sich für gesunde Ernährung stark machen, außen vor gelassen. Es mag sein, dass einige reizende Gewürze viele gute Inhaltsstoffe enthalten. Aber bis diese verwertet werden können, entstehen einige Kollateralschaden, die man dauerhaft nicht in Kauf nehmen sollte.

Das sollte uns zur Vorsicht rufen gerade was einige der asiatischen Küchen betrifft. Hier trifft wohl ihre Aussage zu: „Je weniger aufregend, desto besser“.

Aber auch Elemente unseres adventistischen Lebensstils gilt es sorgfältig zu einzusetzen. Was ist mit Oreganoöl oder Gesundheitsdrinks mit vielen pürierten Knoblauchzehen und Ingwer? Vermutlich sollten wir auch bei tauglichen scharfen Lebensmitteln darauf achten, sie in einer Dosis einzunehmen, die den Organismus nicht irritiert. Zumindest, wenn wir sie vorbeugend einnehmen und nicht während der Krankheit (s. hierzu Zitat unten zu Cayennenpfeffer).

Ellen White zu „Weihnachtsgewürzen“

Eltern, die ihren Kindern beigebracht haben, ihr ganzes Leben lang ungesunde, anregende Nahrung zu essen – bis der Geschmack pervertiert ist und sie sich nach Lehm, Schieferstiften, verbranntem Kaffee, Teesatz, Zimt, Nelken und Gewürzen sehnen – können nicht behaupten, dass der Appetit das verlangt, was das System verlangt. Der Appetit ist falsch erzogen worden, bis er verdorben ist. Die feinen Organe des Magens wurden stimuliert und verbrannt, bis sie ihre zarte Empfindlichkeit verloren haben. Einfache, gesunde Nahrung erscheint ihnen fade. Der missbrauchte Magen wird die ihm aufgetragene Arbeit nicht verrichten, wenn er nicht durch die anregendsten Substanzen dazu gedrängt wird. Hätte man diesen Kindern von Kindheit an beigebracht, nur gesunde, auf einfachste Weise zubereitete Nahrung zu sich zu nehmen, die ihre natürlichen Eigenschaften so weit wie möglich bewahrt und Fleisch, Fett und alle Gewürze meidet, wären Geschmack und Appetit unbeeinträchtigt geblieben. In ihrem natürlichen Zustand könnte sie in hohem Maße die Nahrung anzeigen, die den Bedürfnissen des Körpers am besten entspricht.

10 CG 381.2 Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

Auf welche kulinarische Eigenheiten des 19. Jahrhunderts Ellen White mit dem Lehm und den Schieferstiften Beug nimmt, ist mir nicht bekannt. Zimt und Nelken finden jedenfalls auch heute noch reichlich in der Weihnachtsbäckerei Verwendung. Hier ist Vorsicht geboten.

Grundsätzlich scheint ihre Warnung aber vor allem auf die Implementierung dieser Gewürze in den alltäglichen Speiseplan abzuzielen.

Ellen White zu Ingwer

Wir haben seit zehn Jahren kein Gewürz mehr in unserem Haus, außer etwas Ingwer, den wir immer in gewissem Maße verwendet haben.

Ellen White (Manuscripts vol. 15, 245)

Interessanterweise zählt sie Ingwer zu den Gewürzen (engl. spices) und sagt dennoch, dass sie ihn (ihn Maßen) verwendet. Könnte man diese Aussage auf Kurkuma (der mit Ingwer verwandt ist) übertragen? Hier bin ich unschlüssig. Es wäre noch zu klären, ob sie den Ingwer als Medizin oder zum Kochen verwendet hat – vom Kontext wirkt es so, als ob sie ihn im alltäglichen Gebrauch hatte. In einem Brief an ihre Kinder vom 15. August 1883 berichtet sie, zum Frühstück einen Ingwertee getrunken zu haben (4LtMs, Lt 22, 1883, par. 8), ohne dabei eine Krankheit zu erwähnen.

Ellen White zu Senfblätern

Aber was das Material für Grünzeug betrifft, müssen Sie sich keine Sorgen machen; denn meines Wissens gibt es in dem Teil des Landes, in dem Sie leben, viele Arten von Gemüseprodukten, die ich als Gemüse verwenden kann. Ich werde in der Lage sein, die Blätter des gelben Ampfers, den jungen Löwenzahn und Senf zu besorgen. Es wird dort ein viel reichhaltigeres Angebot und von besserer Qualität geben, als wir es in Australien bekommen konnten. Und wenn es nichts anderes gäbe, dann wäre da noch die Getreideproduktion.

Ellen White (Councils on Diets and Foods, 323 – 324)

Ich frage mich, ob Ellen Whites warnenden Aussagen vor dem Senf sich nicht auf Inhaltsstoffe der Pflanze, sondern auf die Zubereitung von Senf auf der Grundlage von Essig beziehen. Sie bestätigt hier jedenfalls die bedenkenlose Verwendung seiner Blätter. Zur Verwendung des Senfkorns habe ich noch nichts bei ihr gefunden.

Dass es der Blatt-Teil der Senfpflanze ist, der bekömmlich und brauchbar zur alltäglichen Verwendung ist, ist bemerkenswert. Ob man daraus ableiten kann, dass prinzipiell die Blätter einer Pflanze bekömmlicher sind als die Wurzeln (s. Off 22,2)? Das sind alles vage Überlegungen und keinesfalls allgemein gültige Schlüsse.

Welche der auf diesem arabischen Gewürzmarkt angepriesenen Gewürze tun meinem Körper gut, welche nicht?

Ellen White und Cayennepfeffer

Ich glaube, ich habe mich erkältet. Ich hatte so starke Schmerzen, dass ich nach Cayennepfeffer rief und etwas Linderung bekam, aber es überkam mich die gleiche Art von Erkältung, die ich in San Diego hatte.

Ellen White (20LtMs, Lt 353, 1905, par. 3)

Cayennepfeffer ist scharf und sicher ein reizendes Würzmittel. Allerdings ist er eine andere Pflanzenart als der herkömmliche Pfeffer, vor dem sie in obigen Zitaten warnte. Ist er deshalb bedenkenlos in der Küche zu verwenden?

Auf mich wirkt es hier so, als wäre der Caynennepfeffer Ellen Whites letzte Wahl gewesen, um die sich anbahnende Erkältung abzuwenden. Sie hat ihn also nicht als Nahrungsmittel, sondern als Medizin angewendet (anscheinend als eine Art Schmerzmittel).

In Krankheitsfällen mag also die reizende Wirkung bestimmter Naturmittel in Kauf genommen werden, die diese zum alltäglichen Verzehr ungeeignet machen.

Medizinische Ausnahmen

Trifft die Ausnahme in Krankheitsfällen auch auf reizende Gewürze zu, vor denen Ellen White namentlich warnte? Tatsächlich bin ich auf einen Brief gestoßen, in dem Ellen White sich gegen die Anklagen einer Schwester verteidigt. Dort verteidigt sie sich in Hinblick auf einen Vorfall, zu dem sie um Pfeffer zu einem Bohnengericht bat. Sie erklärte, dass sie das tat, weil sie hoffte, dadurch Darmproblemen (engl. “colic”) vorzubeugen.

Als Lucinda zu Mr. Wallings Mühlen ging, sagte ich zu ihr: “Hol mir eine kleine Prise Pfeffer, und ich werde versuchen, ein paar Bohnen zu essen.” Ich dachte, der Pfeffer würde vielleicht verhindern, dass die Bohnen bei mir eine Kolik auslösen.

2LtMs, Lt 1, 1873, par. 48

Ob Pfeffer tatsächlich vor Darmproblemen vorbeugt und Bohnen bekömmlicher macht? Ich finde es jedenfalls bemerkenswert, dass sie Pfeffer, von dem Gott ihr gezeigt hatte, dass er schädlich ist, zur Vorbeugung eines gesundheitlichen Problems mit Bohnen, das wohl auf eine Veranlagung ihres Körpers zurückzuführen war, in Betracht zog. Das lehrt uns zum einen, wie wichtig es ist bei der Umsetzung der Gesundheitsreform, sich mit seinem eigenen Körper auseinanderzusetzen, und zum anderen, dass wir ihre warnenden Aussagen nicht zu legalistisch betrachten sollten. Pfeffer ist schädlich, aber in manchen Situationen vielleicht trotzdem hilfreich (= das kleinere Übel).

Fazit

Nach meinem jetzigen Studium ihrer Schriften bin ich zu dem Schluss gekommen, dass bei diesem Thema weniger eine Aufteilung in unrein und rein und mehr ein Fokus auf zugrundeliegende Prinzipien dabei hilft, zu einem sinnvollen Umgang mit Gewürzen zu gelangen. Ich glaube es ist wichtig, ihre Aussagen nicht als allumfassend zu betrachten und mehr als Starthilfe zu sehen. Gott hat uns eine Hand von Beispielen unguter Würzmittel gegeben. Ich glaube nicht, dass er uns hier gleich seinem Volk in der Wüste eine Reihe von unreinen Lebensmitteln nennt, die wir auf keinen Fall verzehren dürfen. Er gibt uns hier vielmehr Prinzipien mit auf den Weg, die wir noch anwenden lernen dürfen. Schädliche Gewürze gibt es deutlich mehr als die, die von Ellen White namentlich erwähnt werden. Gleichzeitig müssen wir uns aber vergegenwärtigen, dass es per se noch keine Sünde ist, ein irritierendes Gewürz zu sich zu nehmen. In unserem alltäglichen Gebrauch sollen wir aber auf irritierende Gewürze komplett verzichten. Hier kann Nachlässigkeit unseren Körper nachhaltig beeinträchtigen und die Missachtung der offenbarten Gesundheitsprinzipien in solchen Fällen als Übertretung betrachtet werden. Hier prüfe ich jeder selbst.

Eine Daumenregel könnte lauten: Kräuter sind für den regelmäßigen Verzehr geeignet, Gewürze sind eher als Medizin gedacht und hier bedarf es mehr Vorsicht in der Anwendung und Dosierung.

Und eine weitere Daumenregel: Man kann wohl schon allein durch den Geschmack die reizende Wirkung vieler Würzmittel bestimmen. Nicht nur schlechte Inhaltsstoffe, schon eine reizende Wirkung bei der Einnahme hat unliebsame Effekte auf unseren Körper.

Eine Frage, die ich mir noch Stelle, ist die der Saaten. Auch hier gibt es viel, das als Gewürz verwendet wird: Kümmel, Fenchel, Anis, Sesam, Kreuzkümmel, Schwarzkümmel… dies alles benutze ich ohne Bedenken. Bei Kardamom oder Muskatnuss dagegen bin ich skeptisch. Warum? Ich kann es nicht erklären.

Wenn du mir hierzu einen Rat von Ellen White oder der Wissenschaft geben kannst, oder dir etwas anderes in diesem Artikel aufgefallen ist, freue ich mich über eine Rückmeldung. Ich freue mich über neue Einsichten in den gesunden Umgang mit Würzmitteln. MF

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