Artikel von Tobias Fichte. PDF
Geschichte der Glaubenspunkte

1889 brachte Uriah Smith eine Zusammenstellung von 28 adventistischen Glaubenspunkten (engl. Fundamental Beliefs) heraus, deren Grundlage etwa 20 Jahre zuvor von James White (zweifellos in Zusammenarbeit mit seiner Frau und anderen) formuliert worden war. Diese Punkte stellten kein Glaubens- bzw. Taufbekenntnis dar, sondern waren in erster Linie als Zusammenfassung adventistischer Lehren für Nicht-Adventisten gedacht (siehe deutsche Übersetzung). Die Aufstellung wurde 1931 von einem Komitee der Generalkonferenz überarbeitet und in der neuen Form als „22 Glaubenspunkte“ im Adventist Yearbook veröffentlicht. In den folgenden Jahrzehnten gab es wiederholte Bestrebungen, diese Glaubenspunkte wiederum zu revidieren bzw. zu erweitern und der Vollversammlung der Generalkonferenz zu Abstimmung vorzulegen.

Dies erfolgte schließlich am 25. April 1980 in Dallas, als eine mittlerweile auf 27 Glaubenspunkte angewachsene Liste verabschiedet wurde. Hier wurde erstmals die Trinitätslehre ausdrücklich einbezogen. Während der damalige GK-Präsident Neil C. Wilson (Vater des 2022 zum zweiten Mal wiedergewählten Präsidenten Ted Wilson) die 27 Glaubenspunkte vorstellte, versicherte er Folgendes:
Neil Wilsons Sicht

Es gibt andere die denken, dass sie wüssten warum dies getan wird. Sie glauben, dass hier eine Keule vorbereitet wird, um sie jemandem über den Schädel zu ziehen, um die Leute in ein enges Konzept von Theologie zu zwingen, keine Möglichkeit mehr zu lassen für eine individuelle Auslegung der Prophetie oder jedwede individuelle Ansichten im Hinblick auf die Theologie oder bestimmte Bereiche der Lehre. Dies ist auch bedauerlich, weil es weder die Absicht war noch ist, die Erklärung der Glaubenspunkte so verstanden zu wissen.
Manche Akademiker, Theologen und andere haben Befürchtungen geäußert, dass diese Erklärung entwickelt wurde, um sie mit einer Checkliste zu konfrontieren, die festlegt, ob sie von der Lehrtätigkeit in einer unserer höheren Bildungseinrichtungen ausgeschlossen werden sollten. Die Entwicklung derartiger Gerüchte ist sehr, sehr tragisch.
Neil Wilson, Generalkonferenz in Dallas, April 1980
Heutige Handhabe
Als tragisch muss nach 40 Jahren rückblickend angesehen werden, dass diese (später noch um einen 28. Punkt erweiterten) Glaubenspunkte heute als adventistisches Glaubensbekenntnis gelten, das nicht nur Voraussetzung für ein Lehramt, sondern für die Gemeindemitgliedschaft überhaupt geworden ist. Gerade die neu hinzugekommene Trinitätslehre, formuliert in den ersten vier der aktuellen Glaubenspunkte, wurde in den letzten Jahrzehnten zum Kriterium des Ausschlusses zahlloser Geschwister, die nicht bereit waren, den Gott der christlichen Ökumene anzunehmen.